Die Supervision ist ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung von Sozialarbeitern und kommt sowohl während der ersten Ausbildungsphase als auch während der gesamten beruflichen Praxis zum Tragen.
Die Schulen für Sozialarbeit waren Vorreiter bei der systematischen Anwendung der Supervision als pädagogische Methode, da sie den Studenten die Möglichkeit bot, das theoretische Wissen aus dem Unterricht mit den praktischen Anwendungen der Sozialarbeit zu verbinden.

Die Supervision ermöglicht es den Studierenden, auf der Grundlage ihrer praktischen Beobachtungen theoretische Rahmenkonzepte zu entwickeln. Dieser Raum ermöglicht die Analyse des während des Studiums erworbenen Wissens und erleichtert gleichzeitig die Auseinandersetzung mit Widersprüchen oder Diskrepanzen zwischen Theorie und Praxis der Sozialarbeit.
Dies fördert einen zirkulären Lernprozess, in dem das von den Studierenden während des Praktikums erworbene praktische Wissen mit dem theoretischen Wissen, das sie in ihren Kursen und durch die in der Informationsgesellschaft verfügbaren Ressourcen erworben haben, in Wechselwirkung tritt.
Die Supervision bietet einen Rahmen, der es den Studierenden und ihren Betreuern ermöglicht, Prozesse umfassend zu analysieren und dabei die Widersprüche und Unsicherheiten anzugehen, die sich aus neuen Situationen ergeben (Morin, 2001).
Dieser Raum wird in erster Linie im Rahmen einer Arbeitsgruppe bereitgestellt, die aus einem Betreuer und mehreren Studierenden besteht. Kurt Lewin postuliert, dass eine Gruppe aus mehr Mitgliedern bestehen sollte als den drei Grazien (Aglaia, Euphrosyne und Thalia), aber weniger als die neun Musen (Klio, Euterpe, Thalia, Melpomene, Terpsichore, Erato, Polyhymnia, Urania und Kalliope), die in der griechischen Mythologie mit Apollon auf dem Parnass in Verbindung gebracht werden.
Innerhalb der Supervisionsgruppe bilden sich die Teilnehmer gegenseitig weiter, indem sie Praktiken, Situationswahrnehmungen, Problemlösungsstrategien, Kenntnisse über Sozialpolitik und berufliches Bewusstsein austauschen. Die Studenten stellen sich gegenseitig Fragen und bieten Ratschläge und Kenntnisse an, die über die des Supervisors hinausgehen. Der Supervisor kann seine Rolle als Ausbilder und Erzieher effektiv erfüllen, wie diese Beiträge zeigen (Van den Dooren, 1985).
Was ist Supervision?
Supervision in der Bildung und Sozialarbeit ist ein Begleitungsprozess zur Reflexion und Analyse der beruflichen Praxis, der es ermöglicht, die Leistung zu verbessern, Fähigkeiten zu entwickeln und die berufliche Selbst en zu pflegen, indem Theorie und Realität in Einklang gebracht und ihr persönliches und kollektives Wachstum gefördert werden.
Es handelt sich um einen Prozess, der durch einen Dialog zwischen einem Supervisor und den Fachkräften oder Teams durchgeführt wird, mit dem Ziel, die Interventionen mit den Nutzern zu optimieren und eine ethische und qualitativ hochwertige berufliche Entwicklung zu fördern.
Die Supervision erfolgt im Rahmen eines multidisziplinären Prozesses.
Neben der Pädagogik spielt die Psychologie eine entscheidende Rolle bei der Erleichterung des Lehrprozesses, indem sie sich mit den kognitiven, affektiven und emotionalen Dimensionen der Studierenden befasst. Die Soziologie widmet sich der Untersuchung sozialer Phänomene und Kommunikationstheorien, da die Interaktion zwischen Studierenden und Supervisor durch Kommunikation erleichtert wird.
Die Verbindung zwischen Sozialarbeit und ihrer praktischen Anwendung unterstreicht die Bedeutung des durch die Supervision ermöglichten Lernumfelds in Bezug auf individuelle Interventionen. Die Sozialarbeit muss ihre theoretischen Grundlagen ständig mit den praktischen Aspekten ihres Engagements für Dienste, die soziale Interventionen erfordern, und für die Bürger, die diese Dienste in Anspruch nehmen, in Einklang bringen.
Supervision in der Bildung
- Hauptaufgabe: Sicherstellung der Qualität des Lehrens und Lernens durch Unterstützung der Lehrkräfte bei ihrer pädagogischen Arbeit.
- Handlungsbereich: Geplante und kontinuierliche Überprüfung der didaktischen und organisatorischen Abläufe in Bildungseinrichtungen.
- Ziel: Verbesserung der Lernsituation von Kindern sowie der Leistung von Lehrkräften.
Aufsicht im Sozialwesen
- Raum für kritische Reflexion: Die Supervision ist von grundlegender Bedeutung, damit Fachleute ihre Praxis analysieren, Verbesserungsmöglichkeiten erkennen und ihre Kompetenzen stärken können.
- Professionelle Begleitung: Es handelt sich um einen Unterstützungsprozess, der es ermöglicht, sowohl individuelle als auch teambezogene Konfliktsituationen anzugehen und sich der Beziehung zu den Nutzern und der Institution bewusst zu werden.
- Bildungsfunktion: Entwickelt bei Sozialarbeitern die für eine effektive Arbeitsleistung erforderlichen Einstellungen und Gefühle und ermöglicht es ihnen, die Komplexität der Intervention anzugehen.
- Integration von Theorie und Praxis: Erleichtert die Verbindung zwischen theoretischen Konzepten und der Realität der täglichen Praxis und wertet das in der Praxis erworbene Wissen auf.
- Fürsorge und Wohlbefinden: Dient als Raum der „Heilung” und persönlichen Weiterentwicklung für Fachkräfte, trägt zu ihrem Wohlbefinden bei und beugt Burnout vor.
Gemeinsame Grundsätze und Unterschiede
- Ähnlichkeiten: In beiden Bereichen zielt die Supervision auf kontinuierliche Verbesserung, Reflexion über die Praxis und die Entwicklung der Fachkräfte ab.
- Spezifische Ansätze: Während sich die Bildung eher auf die Qualität der Lehrprozesse und die Leistungen der Schüler konzentriert, liegt der Schwerpunkt in der Sozialarbeit auf der Analyse der psychosozialen Intervention und der Fürsorge für das Wohlbefinden der Fachkräfte.
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Historische Entwicklung
Eine Untersuchung der Ursprünge der Sozialarbeit als Beruf zeigt, dass das Konzept der Supervision von Anfang an vorhanden war. Die Entwicklung der Sozialarbeit erleichterte ihre spätere Etablierung und ihr Wachstum.
Um diese Entwicklung zu verstehen, muss man die Zeit betrachten, in der die ersten Sozialarbeiter die Notwendigkeit erkannten, ihre Aufgaben von denen der ehrenamtlichen Besucher und Sozialreformer abzugrenzen, was mit der Gründung der ersten Schulen für Sozialarbeit zusammenfiel. Laut Wilensky war die ursprüngliche Motivation das Streben nach beruflicher Unabhängigkeit, was zur Schaffung spezifischer Auswahl- und Ausbildungsprotokolle führte.
In den Anfängen des Berufsstandes wurden Normen, Richtlinien und Verfahren festgelegt, während durch die Praxis neue Erkenntnisse gewonnen wurden. In diesem Zusammenhang war es erforderlich, dass erfahrene Sozialarbeiter die Nachwuchskräfte in diesem Bereich anleiteten und mit ihnen zusammenarbeiteten. Die Erstausbildung führte zu dem bis heute gültigen Konzept, dass die Supervision in der Sozialarbeit eine Zusammenarbeit zwischen dem Supervisor und dem Supervisanden ist.
Die von den Direktoren der Charity Organisation Society (COS) [https://sw100.ed.ac.uk/timeline/event/charity-organisation-society-established] an ihre Besucher herausgegebenen Richtlinien stellen die ersten Präzedenzfälle für Aufsichtspflichten dar. Octavia Hill (https://de.wikipedia.org/wiki/Octavia_Hill) leitete die ersten Bemühungen ein, die sich auf die Ausbildung des Personals konzentrierten. Sie kann als eine der Pionierinnen der Sozialarbeit angesehen werden, die Aufsichtsfunktionen übernahm.
In den Vereinigten Staaten übernahm Mary Ellen Richmond (https://de.wikipedia.org/wiki/Mary_Ellen_Richmond) ebenfalls diese Funktion. In ihrem Buch Individual Social Case (1972) betont sie, wie wichtig es ist, über qualifizierte Fachkräfte zu verfügen, um komplexe Fragen anzugehen.
Die meisten Sozialarbeitstheoretiker, darunter Dorothy E. Pettes (https://academic.oup.com/sw/article-abstract/25/6/497/1878295), behaupten, dass die Supervision ihren Ursprung hauptsächlich in Nordamerika hat, wo ihr ursprünglich administrative Aufgaben wie die Zuweisung von Fällen, die Organisation von Aufgaben und die Entscheidungsfindung zugewiesen wurden.
Die Aufsicht wurde ursprünglich auf der Grundlage der wissenschaftlichen Theorien zur Arbeitsorganisation von Frederick Winslow Taylor entwickelt. Nach seinen Grundsätzen hatte die Aufsicht das Ziel, die Leistung innerhalb von Organisationen zu optimieren.
Die Annahme, dass eine Zusammenarbeit zwischen Führungskräften und Arbeitnehmern notwendig ist, wurde durch die Aufsicht wirksam umgesetzt, die als optimaler Mechanismus zur Förderung dieser Zusammenarbeit diente. Die ursprünglichen Formen der Überwachung wurden später weiterentwickelt und integrierten die Prinzipien der Human Relations School, die von Elton Mayo (https://de.wikipedia.org/wiki/Elton_Mayo) gegründet wurde und maßgeblich von der dynamischen Psychologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Psychodynamik) beeinflusst war.
Vorteile der Supervision
Die wichtigsten Ziele der Supervision sind:
- Leistungssteigerung: Bereitstellung von Anleitung und Unterstützung, damit das Team sein volles Potenzial ausschöpfen kann.
- Qualitätssicherung: Sicherstellen, dass die Produkte oder Dienstleistungen den festgelegten Standards entsprechen.
- Erreichen der Ziele: Das Projekt oder die Aktivitäten im Rahmen der festgelegten Ziele und Fristen auf Kurs halten.
- Optimierung des Ressourceneinsatzes: Effiziente Kontrolle und Verwaltung von Personal, Ausrüstung und Materialien.
- Teamentwicklung: Förderung der beruflichen Weiterentwicklung und einer positiven Einstellung innerhalb des Teams.
Die Supervision in der Bildung und Sozialarbeit kommt den Fachkräften zugute, indem sie Stress reduziert und Burnout vorbeugt, die Qualität der Praxis durch Reflexion und Fallanalyse verbessert, persönliche und gruppenbezogene Fähigkeiten und Kompetenzen fördert und emotionale Unterstützung sowie Raum zum Zuhören und Meinungsaustausch bietet, was die Selbstfürsorge und den Teamzusammenhalt stärkt.
Für den Fachmann:
- Reduzierung von Stress und Burnout: Bietet einen Raum, um die emotionalen Anforderungen der Praxis zu bewältigen, wodurch Stresslevel gesenkt und beruflicher Burnout verhindert werden.
- Verbesserung der Kompetenzen: Ermöglicht es, berufliche Fragen anzusprechen, neue Einstellungen und Gefühle zu entwickeln und die persönlichen und beruflichen Fähigkeiten für eine effektive Leistung zu stärken.
- Selbstfürsorge und Wohlbefinden: Fördert die Selbstfürsorge, bietet berufliche und emotionale Unterstützung und schafft ein Klima des Zuhörens und der Reflexion, das zur Resilienz beiträgt.
Für die berufliche Praxis:
- Verbesserung der Qualität der Intervention: Erleichtert die Analyse und Überprüfung der Praxis, ermöglicht die Anpassung der Praxis an Rahmenbedingungen für bewährte Verfahren und verbessert die Qualität der Intervention.
- Analyse von Fällen und Situationen: Bietet einen sicheren Raum, um konkrete Interventionssituationen sowie persönliche Schwierigkeiten, die bei der Arbeit auftreten, zu analysieren.
- Innovation und Kreativität: Bietet einen Rahmen, um die eigene Praxis zu diskutieren und zu reflektieren, was das Lernen und die Entwicklung neuer Interventionen in konkreten Fällen fördert.
Für das Team und die Organisation:
- Zusammenhalt und Teamarbeit: Fördert ein optimales Klima und den Zusammenhalt im Team und fördert die Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung unter den Fachkräften.
- Austausch von Informationen und Ressourcen: Ermöglicht den Austausch von Informationen über Ressourcen und Maßnahmen und gibt Einblick in die Arbeit der Kollegen, was für die Koordination und Problemlösung sehr nützlich ist.
- Reflexion über die institutionelle Struktur: Erleichtert die Analyse der institutionellen Strukturen und ihrer Auswirkungen auf die berufliche Tätigkeit und bietet Raum für Überlegungen zur Positionierung der Fachkräfte innerhalb des Systems.
Wichtige übergreifende Aspekte
- Dialog und Reflexion: Beide Bereiche basieren auf einem ständigen Dialog zwischen Supervisor und Supervisand, um die kritische Reflexion über die Praxis und das Wissen zu fördern.
- Zusammenarbeit: Die Zusammenarbeit zwischen dem Supervisor und den Fachkräften ist von grundlegender Bedeutung, um einen Raum des Vertrauens und der gegenseitigen Unterstützung zu schaffen.
- Ganzheitlicher Ansatz: Es wird ein umfassendes Verständnis der Situationen angestrebt, wobei theoretische, praktische und persönliche Aspekte für eine effektivere Intervention integriert werden.
Schlussfolgerungen
Die Supervision integriert theoretische Konzepte in praktische Aufgaben und ist daher in allen Bereichen von wesentlicher Bedeutung, insbesondere in der Aus- und Weiterbildung künftiger Fachkräfte.
Die Supervision verdeutlicht das Berufsbild des Sozialarbeiters. Der Supervisor vermittelt den Studierenden eine professionelle Haltung. Sie verbessert die Leistungen der Studierenden in Bildungseinrichtungen. Die verwendeten Methoden sind sowohl pädagogischer als auch praktischer Natur. Sie vermitteln Konzepte und Fähigkeiten, die auf reale Situationen angewendet werden können, wodurch neue und tiefere Bedeutungen in den für ihre persönliche Entwicklung grundlegenden Aktivitäten entdeckt werden können.
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